Im Nachtzug nach Hue
- simonlehnerer
- 8. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Von Ninh Binh geht es weiter in Richtung Süden nach Hue. Dafür nutzen wir den Nachtzug - eine wilde Erfahrung. Es ruckelt, quietscht, poltert und ist ziemlich heiß im Abteil. Die Klimaanlage schafft nur bedingt Abhilfe, und es hilft auch nicht, dass die beiden Personen über uns immer wieder seltsame Geräusche mit ihren Smartphones verursachen.

Becky und Jakob sind leider einen Waggon weiter untergebracht, weil sie etwas später gebucht haben. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Fabian schläft nach kurzer Zeit - wie ein Stein. Bei mir ist an Schlaf höchstens in Etappen zu denken. Ohrenstöpsel sollte man auf jeden Fall dabeihaben.
Halb ausgeschlafen wache ich am frühen Morgen auf und merke, dass sich Halsschmerzen ankündigen. Perfektes Timing. Aber tatsächlich das erste Mal seit Beginn der Reise, dass ich krank werde. In Hue angekommen, bleibt deshalb leider nicht allzu viel Energie für Erkundungen. Die meiste Zeit verbringe ich kränkelnd im Bett und hoffe, dass es schnell wieder besser wird. Noch trauriger macht mich dabei der Pool, den ich nur ein einziges Mal zu Gesicht bekomme.

Ein bisschen Sightseeing lasse ich mir dann aber doch nicht entgehen. Wir buchen eine Walking Tour zum ehemaligen Kaiserpalast - der Zitadelle von Hue.
Hue war von 1802 bis 1945 die kaiserliche Hauptstadt Vietnams und Sitz der Nguyen-Dynastie, der letzten Herrscherfamilie des Landes.

Unter Kaiser Gia Long entstand die Zitadelle hier nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking als prachtvolles Machtzentrum. Von einer massiven Stadtmauer umgeben und von Wassergräben geschützt, beherbergte sie Paläste, Tempel, Verwaltungsgebäude und die Residenzen der kaiserlichen Familie.

Während des Vietnamkriegs wurde ein Großteil der Anlage schwer beschädigt, insbesondere während der Tet-Offensive 1968. In den letzten Jahrzehnten begann jedoch eine aufwendige Restaurierung, um die einstige Pracht wiederherzustellen. Heute zählt die Zitadelle zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als Symbol vietnamesischer Kultur und Geschichte.

Das weitläufige Areal mit Toren, Pavillons, Teichen und Gärten ist wirklich beeindruckend. Zwischen goldverzierten Dächern, bunten Mosaiken und verwitterten Mauern liegt spürbar Geschichte in der Luft.

Auf dem Rückweg durch die Stadt fällt uns auf, dass Hue trotz Großstadtflair deutlich entspannter wirkt als Hanoi. An den Ufern des Parfüm-Flusses, der so genannt wird, weil ihm früher im Herbst die herabfallenden Blüten und Blätter duftender Pflanzen einen leicht süßlichen, floralen Geruch verliehen haben sollen, kommen die Menschen zusammen und genießen den Sonnenuntergang.



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