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Hoi An - charmant und kulturell

Nach ein paar Tagen im modernen Da Nang wirkt das viel kleinere Hoi An wie eine andere Welt. Hoi An liegt nur rund 30 Kilometer südlich, doch das Flair könnte unterschiedlicher kaum sein. Statt Wolkenkratzern und Neonlichtern erwarten uns niedrige, ockerfarbene Häuser mit verwitterten Fassaden, Blumen auf den Fensterbrettern und bunten Laternen, die über den Gassen schaukeln. Kein Wunder, dass Hoi An als eine der schönsten Städte Vietnams gilt.


Eine Straße in Hoi An am ersten Abend.
Eine Straße in Hoi An am ersten Abend.

Die Stadt war einst ein bedeutender Handelshafen Südostasiens. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert kamen hier Händler aus China, Japan, Indien und später auch Europa zusammen, um Seide, Gewürze und Porzellan zu tauschen. Dieser kulturelle Einfluss prägt das Stadtbild bis heute. Alte chinesische Versammlungshäuser, japanische Brücken und französische Kolonialbauten stehen hier auf engstem Raum nebeneinander.


Durch den Regen ist der Thu Bon River angeschwollen.
Durch den Regen ist der Thu Bon River angeschwollen.

Das und mehr erfahren wir von unserem Guide auf der Tour durch die Stadt. Ein anderer Fun-Fact: Wer in Vietnam die landestypische Suppe Pho bestellen möchte, sollte auf die Betonung achten. Beim o am Ende sollte die Stimme leicht nach oben gehen – sonst bestellt man statt der Suppe eine Straße oder gar eine Prostituierte. Mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen und Regencapes folgen wir dem Guide durch die schmalen Gassen und genießen, dass wegen des Wetters weniger Menschen unterwegs sind.


Ohne Regencape ist die Tour nicht zu bewältigen. Das weiß auch Fabian.
Ohne Regencape ist die Tour nicht zu bewältigen. Das weiß auch Fabian.

Kleiner Tipp: Mit dem Ticket für die Altstadt, das jeder Besucher lösen muss, erhält man Einlass zu verschiedenen historischen Gebäuden und kleinen Shows. Wir entscheiden uns für ein traditionelles Theater. Auf der Bühne erklingen laute Trommeln, dazu vietnamesischer Gesang, Tänze und Masken – ein toller Einblick in die Musik- und Theaterkultur des Landes.



Am nächsten Tag steht ein vermeintlicher Klassiker auf dem Programm: die Kokosnusskorb-Fahrt durch den Palmenwald von Cam Thanh. In den runden Bambusbooten, die aussehen wie riesige Schüsseln, schippern wir über den Fluss.


Zunächst scheint es eine entspannte Fahrt zu werden.
Zunächst scheint es eine entspannte Fahrt zu werden.

Unser Skipper singt die ganze Zeit den Refrain von „Gangnam Style“, und nach rund zehn Minuten Fahrt wird klar, warum. In der Mitte des großen Flusses angekommen, treiben etliche andere Touristen in denselben Booten. Aus einer Musikbox schallt eben jener Hit von Psy, aus anderen Partymusik. Für ein extra Trinkgeld kann man sich im Kokosnusskorb wild drehen lassen – wie in einem Karussell. Ganz eigenartige Atmosphäre. Ich kann jedem von dieser Touristenfahrt nur abraten!



Absolut empfehlen kann ich hingegen den Bamboo Circus – eine Mischung aus Akrobatik, Tanz und Musik. Die Artisten balancieren auf Bambusstangen, trommeln, singen, jonglieren, fliegen durch die Luft und erzählen dabei ganz ohne Worte eine Geschichte über das Leben auf dem Land. Die Show ist modern, aber tief in der vietnamesischen Kultur verwurzelt und überzeugt mit einer lebendigen und emotionalen Handlung. Da Fotoaufnahmen während der Show verboten sind, kann ich hier leider nichts zeigen.


Mit dem Roller erkunden wir an den nächsten Tagen die Umgebung. Im Pottery Village klopfen, formen und brennen die Menschen noch immer per Hand Keramik in kleinen Familienbetrieben. Sie erschaffen einfache Alltagsgegenstände oder kunstvolle Vasen und Figuren. Ich finde ein kleines Andenken für meine Oma, und Fabian entdeckt eine Pfeife aus Ton in Form einer Maus.


Im Pottery Village lässt sich die Ruhe gut bei einem Kaffee genießen.
Im Pottery Village lässt sich die Ruhe gut bei einem Kaffee genießen.

Eines unserer Highlights in Hoi An ist der Besuch des Precious Heritage Museums, in dem der französische Journalist Réhahn über Jahrzehnte hinweg traditionelle Kleidung der ethnischen Minderheiten Vietnams gesammelt hat. Die Ausstellung zeigt auf beeindruckende Weise die Vielfalt des Landes: von bestickten Kleidern der Hmong im Norden bis zu farbenfrohen Trachten aus dem Mekong-Delta.


Der Journalist Réhahn reiste mehrmals durch Vietnam und sammelte die Kleidungsstücke.
Der Journalist Réhahn reiste mehrmals durch Vietnam und sammelte die Kleidungsstücke.

Viele dieser Kleidungsstücke werden heute gar nicht mehr hergestellt, weil die letzten Menschen der jeweiligen Stämme, die das Handwerk beherrschten, bereits verstorben sind. Im Museum wird dieses wichtige kulturelle Erbe für die Nachwelt bewahrt.


Ohne die Arbeit des Journalisten, wären diese Geschichten niemals an die Öffentlichkeit gelangt.
Ohne die Arbeit des Journalisten, wären diese Geschichten niemals an die Öffentlichkeit gelangt.

Nach so viel Kultur und Geschichte gönnen wir uns am Abend Ruhe am Meer. Unser Homestay liegt in Cua Dai Beach, nur wenige Minuten vom Strand entfernt. Während die Sonne langsam untergeht, gleiten Fischerboote über das Wasser – und ein kleiner Welpe springt neben der Bar am Hafen auf und ab.

 
 
 

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