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Hiroshima - eine gezeichnete Stadt

Mit dem Shinkansen geht es von Kyoto weiter nach Hiroshima. Eine Stadt, deren Name untrennbar mit der ersten Atombombe verbunden ist – der schrecklichsten Waffe, die jemals erfunden wurde. Am 6. August 1945, um 8:15 Uhr, verwandelte eine einzige Bombe Hiroshima in ein Inferno. Zehntausende Menschen starben innerhalb von Sekunden, und der Pazifikkrieg erreichte einen seiner dunkelsten Momente. Heute, achtzig Jahre später, ist Hiroshima eine moderne Großstadt voller Leben. Und doch frage ich mich bei meiner Ankunft, wie es wohl ist, hier zu leben – mit diesem Vermächtnis.


Hiroshima - eine moderne Großstadt.
Hiroshima - eine moderne Großstadt.

Ein Besuch des Friedensmuseums und des dazugehörigen Friedensparks ist unausweichlich. In der Ausstellung wird die Geschichte deutlich greifbar. Hinter Glas liegen verblichene Kleidungsstücke, verbogene und geschmolzene Dachziegel, eine Uhr, die genau um 8:15 Uhr stehen blieb – kurz nach dem Abwurf der Bombe „Little Boy“ durch den US-Bomber des Typs B-29 mit dem Spitznamen „Enola Gay“. Besonders eindringlich sind die Stimmen der Überlebenden. Sie berichten von einem Morgen, der mit gleißendem Licht begann und in unvorstellbarer Zerstörung endete. Unzählige Männer, Frauen, Kinder starben nicht sofort, sondern erst Wochen, Monate, Jahre später an den Folgen der Strahlung. Die Ausstellung ist nüchtern, fast sachlich, und wirkt gerade deshalb so erschütternd. Nach fast drei Stunden verlasse ich das Museum mit einem Kloß im Hals. So etwas darf nie wieder geschehen.


Das Friedensdenkmal (li.) überstand die Atombombe als einziges Gebäude im Stadtkern.
Das Friedensdenkmal (li.) überstand die Atombombe als einziges Gebäude im Stadtkern.

Draußen, an den vielen Flüssen der Stadt, wirkt Hiroshima in diesen sonnigen Tagen friedlich und schön. Das Friedensdenkmal, einst eine Produktausstellungshalle, überstand die Atombombe als einziges Gebäude im Stadtkern. Heute gehört es zum Unesco-Weltkulturerbe und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Am Wasser entlang zu spazieren, mit einem frisch gepressten Orangensaft aus dem Automaten oder einer Kugel Eis in der Hand, ist ein echtes Vergnügen.


Das Tor des Itsukushima-Schreins ist weltberühmt.

Ein absolutes Muss bei einem Besuch in Hiroshima ist ein Tagesausflug zum Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima. Die Fahrt dauert nur rund anderthalb Stunden mit Straßenbahn und Fähre, bequem mit der Suica-Card zu bezahlen. Dort erwartet dich das berühmte rote Tor im Wasser – besonders bei Sonnenuntergang ein magischer Anblick. Auch hier streifen wilde Hirsche frei umher, allerdings deutlich gelassener als ihre Artgenossen in Nara.



Auf dem Rückweg stolpern wir schließlich noch in ein kleines Straßenfest. Zwischen Ständen mit gegrillten Spezialitäten, buntem Kratzeis und Kindern, die Goldfische angeln, herrscht ausgelassene Stimmung. Auf einer Bühne liefern sich Samurai einen Kampf gegen Dämonen in Teufelsmasken – ein lebendiger Kontrast zu den stillen Momenten des Tages.


 
 
 

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