Hanoi: laut, wild und faszinierend
- simonlehnerer
- 22. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept.
Hanoi ist laut, chaotisch, stickig, charmant, traditionell, vielfältig – um nur ein paar Adjektive zu nennen. Nach Japan und Südkorea ist es vor allem eines: viel. Viele Geräusche, viele Scooter, viele Menschen, die einem auf der Straße alles Mögliche verkaufen wollen. An jeder Kreuzung scheinen Dutzende Motorroller gleichzeitig loszufahren, als gäbe es keine Verkehrsregeln, und doch funktioniert dieses scheinbar chaotische System erstaunlich reibungslos.
Wer die Straße überqueren will, darf nicht zögern, sondern muss sich gleichmäßig Schritt für Schritt seinen Weg bahnen. Irgendwann merke ich: Die Rollerfahrer weichen schon aus, sie kalkulieren den Fußgänger einfach als bewegliches Hindernis mit ein.

Doch Vietnams Hauptstadt kann auch ruhig sein. In kleinen Seitengassen sitzen Männer und Frauen auf winzigen Plastikstühlen und essen Pho, balancieren Obst oder Gemüse auf ihren Fahrrädern und bieten Streetfood jeglicher Art an. In den unzähligen Cafés gibt es kreative Variationen des kräftigen vietnamesischen Kaffees, oft serviert mit süßer Kondensmilch. Vietnam ist der weltweit zweitgrößte Kaffeeexporteur. Meine persönlichen Highlights: Egg Coffee mit einer gelblichen, dickflüssigen Schicht obenauf, Salty Coffee – der Name ist Programm – und der etwas weniger süße, aber mindestens genauso verführerische Kokos-Kaffee. Allesamt bei den heißen Temperaturen am besten eiskalt genießen!

Zufällig stolpern wir noch in die bekannte Train Street, wo zweimal am Tag ein Zug haarscharf an Cafés und deren Außenbestuhlung vorbeifährt. Ein tolles Schauspiel, aber die Straße ist extrem touristisch, und man wird ständig angesprochen oder in die Läden gewunken. Das empfand ich als etwas stressig.

Neben dem selbstständigen Erkunden der wuseligen Gassen zwischen Kolonialfassaden aus französischer Zeit und wilder, improvisierter Architektur lassen wir uns auch auf einer Free Walking Tour durch die Altstadt führen. Tourguide Lin ist in Hanoi aufgewachsen und kennt die schönsten Ecken der Stadt.

Der nächste Tag startet mit dem Besuch des Mausoleums von Ho Chi Minh. Er ist die mit Abstand bekannteste Persönlichkeit in Vietnam. Ein deutlicher Personenkult ist zu spüren – nicht nur, weil der Nationalfeiertag zu Ehren der Unabhängigkeit des Landes vor wenigen Tagen sein 80-jähriges Jubiläum feierte.
Ho Chi Minh gründete die Kommunistische Partei Indochinas, organisierte den Widerstand gegen die französische Kolonialherrschaft und rief 1945 die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam aus. Im Ersten Indochinakrieg kämpfte er erfolgreich gegen Frankreich, später wurde er zur Symbolfigur im Konflikt gegen die USA und Südvietnam. Obwohl er 1969 vor Kriegsende starb, gilt er bis heute als „Vater der Nation“.

Abends geht es dann noch ins Wasserpuppentheater. Auf einer mit Wasser gefüllten Bühne agieren bunt bemalte Holzpuppen, die von Puppenspielern hinter einem Vorhang über lange Stangen und Seilmechanismen bewegt werden. Begleitet wird das Schauspiel von Live-Musik mit traditionellen Instrumenten und Gesängen. Eine wirklich süße Aufführung – und auch ohne die Dialoge weitgehend verständlich. Wer möchte, kann aber einen Audioguide für die Übersetzung nutzen.

Nach vier Nächten Hanoi ist etwas Ruhe und Entspannung nötig. Da bietet sich die Region um Sapa, in den Bergen Nordvietnams, als nächstes Ziel an.



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