Halong Bay - ein Ort wie im Film
- simonlehnerer
- 28. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Vom äußersten Norden Vietnams bringt uns ein weiterer Sleeping-Bus in den Osten. Kurzer Einschub: Ich warne hier ausdrücklich vor dem Reiseanbieter „Sao Viet“. Statt nach rund sieben Stunden unser Ziel zu erreichen, lädt uns der erste Bus ohne Infos zur Weiterreise in Hanoi ab. Im dortigen Büro weiß keiner von einem Anschluss, woraufhin wir von einem Shuttle zum nächsten gekarrt werden und erst nach mehr als elf Stunden ankommen. Bei einer Buchung über die App „12Go“ sollte man unbedingt auch den Busanbieter checken, der die Reise durchführt. Doch zurück zu den schönen Dingen - schön wie unser Reiseziel, die unglaubliche Halong Bay, genauer gesagt die größte Insel in der Bucht: Cat Ba Island.

Halong Bay zählt seit 1994 zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist geologisch wie kulturell einzigartig. Über 1.900 Inseln und Kalksteinkegel erheben sich hier auf einer Fläche von mehr als 1.500 Quadratkilometern. Entstanden sind sie über Millionen Jahre hinweg durch Erosion, Meeresbewegungen und tropisches Klima, wodurch bizarre Formen und Höhlen entstanden. Der Name „Ha Long“ bedeutet „Bucht des herabsteigenden Drachen“ – einer Legende zufolge habe ein Drache mit seinem Schwanz Täler geschlagen, die sich später mit Wasser füllten. Bis heute leben Fischerfamilien in schwimmenden Dörfern zwischen den Felsen, die ihre Traditionen an die nächsten Generationen weitergeben.

Gleich die erste Begegnung mit der Bucht ist magisch. Da wir wegen der extremen Verspätung die letzte Fähre nach Cat Ba Island verpassen, nehmen wir ein Speedboat, das uns im Dunkeln zielsicher - begleitet von Blitzen und Donner in der Ferne - zwischen den Inseln hindurchmanövriert.
Cat Ba begrüßt uns am ersten Tag mit Regen, was nicht weiter schlimm ist. So bleibt Zeit für Dinge, die auf Reisen auch erledigt werden müssen: Planung, Waschen, Blog schreiben. Die nächsten beiden Tage halten tolle Aktivitäten bereit. Mit einem Boot voller junger Menschen geht es bei Sonnenschein durch die Bucht. Beim ersten Stopp springen wir von der Reling ins Wasser, schwimmen zusammen mit dem Guide zu einer Höhle und genießen die Gesellschaft. Das Publikum ist bunt gemischt, aber sehr europäisch. Dabei sind unter anderem Menschen aus Dänemark, England (betont: nicht Großbritannien), den Niederlanden, Frankreich und Ungarn.

Weiter geht es zum Kajakfahren. Überall ragen grün bewachsene Kalksteinfelsen steil aus dem Wasser, fast wie aus einer anderen Welt. Wir sehen Affen in den Bäumen sitzen, und der Guide versucht, mit ihnen zu kommunizieren - semi erfolgreich. Zurück auf dem Boot gibt es Mittagessen und danach sitzen wir mit einem kalten Dosenbier in der Hand im Jacuzzi auf dem Deck. Ein Traum!

Affen sehen wir auch beim nächsten Programmpunkt, als wir auf Monkey Island anlegen. Die Insel ist unbewohnt - hier haben die Primaten das Sagen. Am Strand kommen sie in Scharen angelaufen und freuen sich über mitgebrachte Nüsse. Doch Vorsicht: Die kleinen Äffchen klauen gern mal etwas aus den Rucksäcken, die am Strand liegen. Der Guide überzeugt uns zu einer „Wanderung“ zum höchsten Felsen der Insel. Diese entpuppt sich schnell als waghalsiges Kletterabenteuer. Teilweise barfuß kraxeln wir in der Gruppe über scharfe Kalkfelsen bis hoch zum Gipfel - versicherungstechnisch der Horror in Deutschland, hier ein lustiger Ausflug.

Am nächsten Tag erwartet uns eine kleinere Bootstour. Wieder ist der Stopp auf Monkey Island inkludiert. Diesmal bleiben wir am Strand. Das Highlight bildet eine abendliche Kajaktour zu einer Bucht mit biolumineszentem Plankton. Auf dem pechschwarzen Wasser beginnen bei jedem Paddelzug winzige Funken im Meer zu glühen. Das Plankton gibt bei Bewegung Licht ab - je stärker man ins Wasser schlägt, desto heller funkelt es. Wir ziehen die Hände durchs Wasser und spritzen es uns gegenseitig auf die Kajaks. Der Effekt ist natürlich nicht so spektakulär wie auf Fotos, aber klar erkennbar.

Danach springen wir an einem Strand ins Wasser und wirbeln das Plankton weiter auf. Einziger Minuspunkt: Es schwimmt relativ viel Müll im Wasser - Plastiktüten, Styropor, Flaschen. Leider gehört das auch zur Halong Bay. Trotzdem ist die Natur an diesem Ort atemberaubend schön.



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