Die mystischen Tempel von Angkor
- simonlehnerer
- 27. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Nach ein paar Tagen in Phnom Penh bringt uns der Bus in rund sieben Stunden weiter nach Siem Reap. Die Stadt gilt als Tor zu Angkor – der bedeutendsten Sehenswürdigkeit des Landes, zugleich das Symbol auf der Flagge und einer der beeindruckendsten Orte Südostasiens. Siem Reap selbst wirkt auf den ersten Blick unspektakulär: viele Hotels, Restaurants, Massagesalons und Souvenirläden, dazwischen der obligatorische Nachtmarkt und die Pub-Street, die abends mit Musik, Neonlichtern und Streetfood-Ständen zum Leben erwacht. Doch das eigentliche Highlight liegt einige Kilometer außerhalb.
Angkor war zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert das Zentrum des mächtigen Khmer-Reichs, das einst große Teile des heutigen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam beherrschte. Mehr als eine Million Menschen sollen hier zu einer Zeit gelebt haben, als Städte in Europa noch aus Holzhäusern bestanden. Eine Gesellschaft, die ihrer Zeit weit voraus war.
Die Tempelanlagen, Paläste und Wasserreservoire zeugen bis heute vom Reichtum und der architektonischen Genialität jener Epoche. Mit dem Zerfall des Reiches wurde Angkor schließlich vom Dschungel verschluckt, bis französische Forscher die Anlage im 19. Jahrhundert wiederentdeckten. Seit 1992 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders der Haupttempel Angkor Wat ist weltberühmt.
Wir kaufen uns einen Drei-Tages-Pass, um genug Zeit für die wichtigsten Tempel zu haben. Alternativ gibt es Pässe für einen oder sieben Tage. Am ersten Tag bringt uns ein Tuk-Tuk in aller Frühe nach Angkor Wat. Touren zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang sind besonders beliebt. Noch im Dunkeln reihen sich etwa einhundert Menschen am Seeufer auf, mit Kameras in der Hand, während sich langsam der Himmel verfärbt.

Leider ist es an diesem Tag etwas bewölkt, aber trotzdem verstehen wir, warum dieser Ort für viele das spirituelle Herz Kambodschas ist.

Die fünf markanten Türme symbolisieren die Gipfel des heiligen Berges Meru, Sitz der Götter in der hinduistischen Mythologie. Ursprünglich wurde Angkor Wat zu Ehren des hinduistischen Gottes Vishnu erbaut, später jedoch zu einem buddhistischen Heiligtum.

Nach dem Sonnenaufgang erkunden wir das riesige Areal mit seinen zahllosen Gängen, Torbögen und kunstvollen Reliefs. Es ist kaum zu glauben, dass all das aus dem 12. Jahrhundert stammt und ohne moderne Technik errichtet wurde.

An den folgenden Tagen mieten wir Motorroller und besuchen weitere Tempel. Jeder Ort ist auf seine Weise magisch und einzigartig. Beeindruckend ist beispielsweise Bayon, bekannt für seine unzähligen, in Stein gemeißelten Gesichter, die in alle Himmelsrichtungen blicken.

Mehr als 20 Kilometer nördlich von Angkor Wat und damit etwas weiter weg als die anderen Tempel befindet sich Banteay Srei. Seine Ornamente sind besonders detailliert.

Ta Prohm, unser Favorit, ist durch den Film Tomb Raider mit Angelina Jolie berühmt geworden.

Hier umklammern riesige Baumwurzeln uralte Mauern, als wolle sich die Natur ihr Reich zurückholen. Es herrscht eine fast mystische Atmosphäre: still, feucht, grün.

Die Fotos sind ein Genuss.

Zwischendurch lohnt es sich, einfach über das Gelände zu fahren und kleinere, weniger besuchte Tempel zu erkunden. Die Anlage ist so weitläufig, dass man an manchen Stellen fast allein ist. Mit jeder Stunde spürt man deutlicher, wie viel Geschichte in diesem Ort steckt.

Nach drei Tagen voller Eindrücke und Staub in den Schuhen fahren wir zurück nach Siem Reap. In einem der kleinen Restaurants lassen wir den Abend ausklingen und versuchen, das Gesehene zu verarbeiten.

Angkor ist keine Sehenswürdigkeit, die man einfach abhakt. Es ist ein Monument voller Geschichte und Kultur – ein unvergleichlicher Ort.



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