Die Burg und der erste Wunsch
- simonlehnerer
- 19. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Osaka begrüßt mich am ersten Morgen in Japan mit drückender Schwüle. Die Nähe der Unterkunft zum Castle erübrigt eine Entscheidung, wohin es geht. So schlendern Fabian und ich mit Schweißperlen auf der Stirn und dem Zirpen der vielen Zikaden im Ohr über das Gelände. Schön anzusehen ist die Burg - keine Frage - aber Hitze und Touristenmassen zwingen uns nach rund zwei Stunden zurück in ein klimatisiertes Bahnhofsgebäude und direkt in den ersten Nudel-Laden. Die Flucht zum Air-Conditioning wird in Japan noch zum Alltag.

Nach einem Spaziergang am Nachmittag zeigt sich, dass Osaka neben hohen Business-Gebäuden auch schöne Parks rund um seine Flüsse Dojima River, Tosabori River und Yodagawa-River zu bieten hat. Bei einem Shinto-Schrein irgendwo auf der zufällig ausgewählten Route schicke ich meinen ersten Wunsch an die Götter.

Wichtig zu beachten ist dabei folgendes: Vor dem großen Tor am Eingang eines Gotteshauses musst du dich verbeugen, bevor du hindurchschreitest. Außerdem niemals mittig durchgehen, denn das ist den Göttern vorbehalten - stets etwas auf der linken oder rechten Seite bleiben. Für einen Wunsch brauchst du eine Münze, bevorzugt 5 Yen (die mit dem Loch in der Mitte) und dann tritt vor den Schrein, verbeuge dich zweimal, wirf die Münze in den vorgesehenen Behälter, klatsche zweimal, halte die Hände flach aufeinander gedrückt und die Augen geschlossen. Dann fokussiere dich und denke an deinen Wunsch. Am Ende kommt nochmal eine Verbeugung. Der Wunsch muss nicht unbedingt geheim gehalten werden - ich mache das aber so. Mal sehen, ob die Shinto-Götter mich erhöhren.
Beim Abendprogramm wird in Osaka meist das Ausgehviertel Dotonbori empfohlen. Selbstverständlich musste ich auschecken, was dort los ist. Die Lampions an den Kanälen und viele bunten und blinkenden Reklamen sind schön anzusehen. Aber abseits dessen steht Dotonbori nach diesem Abend für mich vorallem für eines: Viele Touristen. Und genau das brauche ich auf meiner Reise wirklich nicht.

Eine Street-Food-Spezialität der Stadt wurde noch schnell probiert - Takoyaki. Die kleinen Weizenmehlbällchen werden wegen ihrer Füllung auch Oktopusklöße genannt, gegrillt oder frittiert und mit einer deftigen, dicken Soße serviert. Sie schmecken ganz gut, auch wenn ich sonst nicht besonders auf Tintenfisch stehe. Auf dem Heimweg geht es noch vorbei an auffällig jung aussehenden Damen, die ihre Gesellschaft für einige tausend Yen verkaufen, wie die Schilder zeigen, die sie vor sich halten. Daneben wieder Massen an Touristen, die das Geschehen mit ihren Smartphones einfangen, Gruppen junger, ausgelassener Japaner, die dem Alkohol fröhnen und neben dem Kanal ein einsamer Mann, der seinen Rausch am Boden ausschläft. Wäre ich besoffen, hätte ich hier auch meinen Spaß. Nüchtern suche ich lieber wieder das Weite. Morgen geht es auch schon weiter, in die ehemalige Hauptstadt des Landes. Sie wird heute noch die Kaiserstadt genannt.



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